Onlinekonferenzen verringern CO2-Emissionen drastisch

43 3a

Sebastian Jäckles Berechnungen zeigen: Je mehr Teilnehmer einer Konferenz online hinzugeschaltet sind, desto weniger CO2-Emissionen werden erzeugt. Quelle: Sebastian Jäckle

Onlinetagungen und Onlinekonferenzen sind in Zeiten von Corona keine Seltenheit mehr – auch für den Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern. Dr. Sebastian Jäckle, Politologe an der Universität Freiburg, hat untersucht, wie viel Kohlenstoffdioxid (CO2) eingespart wird, wenn akademische Konferenzen digital stattfinden. Als Beispiel nutzte Jäckle die größte europäische politikwissenschaftliche Konferenz, die European Consortium for Political Research General Conference (ECPR), die im August 2020 an drei Tagen virtuell anstatt wie geplant in Präsenz stattfand. Jäckles Ergebnisse zeigen, dass der CO2-Fußabdruck der virtuellen Konferenz nur etwa 0,5 bis 1,0 Prozent dessen ausmacht, was ein persönliches Treffen verursacht hätte. Die Studie ist in der Fachzeitschrift „PS: Political Science & Politics“ erschienen.

In die Berechnung des Fußabdrucks der Onlinekonferenz bezog der Forscher die Emissionen aus dem Stromverbrauch aller genutzten Endgeräte sowie des Video- und Audiotransfers auf der virtuellen Konferenzplattform mit ein. Verglichen hat Jäckle diese Zahlen mit dem CO2-Ausstoß der An- und Abreise, des Stromverbrauchs und der Heizung in Hotel und Veranstaltungsort sowie des Caterings, die bei einer Präsenzkonferenz angefallen wären. Ein Ergebnis der Studie ist allerdings auch, dass der Wechsel zu einer vollständig virtuellen Veranstaltung nicht zwangsläufig notwendig sei. Laut Jäckle könne eine Mischform aus Online- und Präsenzkonferenz der ECPR den CO2-Fußabdruck ebenfalls erheblich verringern: Werde ein Viertel der Teilnehmerinnen und Teilnehmer online zugeschaltet, insbesondere Personen aus weit entfernten Orten, sei eine Reduzierung der Emissionen um bis zu 71 Prozent möglich. „Wenn darüber hinaus die anderen drei Viertel der Teilnehmenden längere Reisezeiten mit Bus oder Bahn in Kauf nehmen würden, könnte eine Hybridkonferenz die Emissionen im Vergleich zu einer Präsenzkonferenz sogar um 89 Prozent reduzieren“, sagt Jäckle. Eine weitere Option könne sein, Konferenzen nur jedes zweite Jahr als physische Veranstaltung abzuhalten.

Mit dieser Analyse macht Sebastian Jäckle erneut auf einen bewussten Umgang mit Forschungsreisen aufmerksam. Bereits 2019 hatte er ermittelt, wie hoch die CO2-Emissionen aller Teilnehmenden durch die Hin- und Rückreise bei den vergangenen sechs ECPR-Konferenzen waren. Seinen Berechnungen zufolge stieß jede Besucherin und jeder Besucher im Laufe einer dreitägigen Konferenz durchschnittlich 0,5 bis 1,5 Tonnen CO2-Äquivalente aus. Um das1,5-Grad-Ziel des Klimaschutzes erreichen zu können, dürfte weltweit jeder Mensch im Jahr 2030 nur 2,5 Tonnen CO2-Äquivalente jährlich ausstoßen. Der Forscher riet schon damals zu hybriden Veranstaltungsformen sowie zu Tagungsorten, die gut ans Eisenbahnnetz angebunden sind.

www.knowhow-magazin.de

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.